Das Rote Kreuz macht die vielen Schnelltests im Landkreis erst möglich.
Ehrenamtliche DRK-Helferin in der Ehninger Gemeindehalle, in der Bedienstete der Gemeinde einen kostenlos Schnelltest erhielten.
Foto: Stefanie Schlecht
Testen, testen, testen lautet die Maxime, die Landrat Roland Bernhard nicht nur im Kreis Böblingen gebetsmühlenartig wiederholt. Auch auf der großen Fernsehbühne, in der ZDF-Talkshow von Markus Lanz, wiederholte er die Strategie. Der Landkreis Böblingen ist mit seinen fünf stationären Schnelltestzentren Vorreiter in ganz Deutschland. Vor allem aber, da der Landkreis in einem Pilotprojekt für einen Monat lang die Kosten für die Tests übernehmen will. Dieses „Böblinger Modell“ wird schon als Weg aus dem Lockdown gehandelt, wenngleich dafür vor allem auf Bundesebene noch viel passieren muss: Aufbau der Infrastruktur, Schulung der Helfer und ein funktionierendes System der Terminvergabe.
Im Kreis Böblingen gehen die Schnelltestzentren auf die Initiative des findigen Apothekers Björn Schittenhelm aus Holzgerlingen zurück, der bereits vor Weihnachten damit startete. Doch eine Gruppe wird bei all dem Lob für die Zentren und die dahinter stehende Strategie gern vergessen: die Helfer des Roten Kreuzes. Sie sind es, die durch ihren unermüdlichen Einsatz an vorderster Front den Böblinger Weg erst möglich machen. Nicht erst seit dem Aufbau der Schnelltestzentren helfen Sie kräftig bei der Pandemie-Bekämpfung mit. Sie sind es auch, die bereits seit der ersten Welle an den beiden Corona-Testzentren in Sindelfingen und Herrenberg klaglos ihren Dienst tun. Und damit nicht genug.
Gemeinsam mit den Gemeinden Ehningen und Gärtringen helfen die DRK-Ortsvereine dabei, zweimal pro Woche zu testen: In Gärtringen die Erzieherinnen und Erzieher der Kindertagesstätten, in Ehningen auch noch die Lehrer und Bediensteten der Gemeinde. Ob in der Gemeindehalle Ehningen oder im Gärtringer Spritzenhaus: Auf die DRK-Ortsvereine ist Verlass. Nun soll ihr Einsatz noch zusätzlich ausgeweitet werden: Auf der Schönbuchlichtung sind die Rotkreuzler bald in noch größerer Zahl unterwegs, um die Nasenabstriche durchzuführen. In mehreren Kommunen soll es Satellit-Testzentren geben.
Unter der Steuerung des Schnelltestzentrums Schönbuch kommt das Rote Kreuz zweimal pro Woche nach Altdorf, Hildrizhausen, Weil im Schönbuch, Schönaich, Steinenbronn und auf den Campus nach Holzgerlingen, um Lehrer und Kita-Mitarbeiter zu testen. Das alles stemmen die jeweiligen Ortsvereine mit ihren Ehrenamtlichen. Noch dazu sind sie an Wochenenden in Alten- und Pflegeheimen unterwegs, um die Bewohner zu testen. Dabei sind die DRKler nicht nur fleißig und zuverlässig – sie kämpfen auch an vorderster Front gegen die Ausbreitung des Virus, gelten Seniorenheime doch als besonders gefährdet.
Dass die Zahlen im Landkreis auf niedrigem Niveau stagnieren, ist auch diesem großem Engagement zu verdanken. Jeder positiv Getestete, der sich daraufhin in Quarantäne begibt, verhindert weitere Ansteckungen. Wer weiß, wo die Zahlen lägen, wenn nicht so flächendeckend getestet würde? Der ein oder andere mag die Sieben-Tages-Inzidenz lieber nahe der 30 oder darunter sehen. Doch, auch dass sie jetzt schon wieder unter 50 gefallen ist (Stand Freitag), ist ein großer Erfolg. Immerhin ist die britische Mutation B.1.1.7 längst im Landkreis Böblingen angekommen. Seit dem Ausbruch im Seniorenheim Haus an der Schwippe in Darmsheim sind aber keine größeren Ausbrüche bekannt geworden.
Stellt sich die große Gretchenfrage: Wann kann der Lockdown zurückgefahren und stufenweise in ein normales Leben zurückgekehrt werden? Immerhin: Endlich wird das Virus auch stärker mit Impfungen und besagten Schnelltests bekämpft und nicht mehr nur auf Abstand und Isolation gesetzt. Es scheint denkbar, Geimpften und Negativ-Getesteten wieder mehr Freiheiten zurückzugeben. Sei es im für die Gesellschaft so wichtigen Sport, am Arbeitsplatz oder im Einzelhandel. Sicher, die Öffnung muss vorsichtig und mit Bedacht erfolgen. Wenn sie aber gelingt, kehrt ein Stück Normalität zurück. Zu verdanken wäre das nicht zuletzt den vielen ehrenamtlichen Helfern.
Quelle: Artikel in Kreiszeitung Böblingen vom 26.02.2021 - "Rückspiegel: Helden in Rot"